In Zürichs Katakomben,

Hiess es, da wären Bomben

Und überall im Lande schon

Sah man die Revolution.

Der Bundesrat in seiner Not

Erliess ein Truppenaufgebot.

Das war zur Stunde in der Tat

Aufs Volk das grösste Attentat.

Die Züricher Regierung,

Voll Angst, bar aller Zierung,

Verfolgt von einem bösen Stern,

Sie flüchtet sich in die Kasern‘. –

Mit militär’scher Ehrung

Folgt dort die Darmentleerung. –

Und auch der Spiesser feige Schar

Und alle Hamster sah’n Gefahr.

Schnell holt man Geld noch auf der Bank

Und schliesst es sorgsam in den Schrank.

Erst unter der Soldaten Hut

Bekommen sie nun wieder Mut:

«Der Bundesrat soll leben!

Er hat uns Schutz gegeben.

Nun, tapfere Soldaten,

Zeigt eure Heldentaten.

Jetzt dürft ihr keinen schonen!

Gebt ihnen blaue Bohnen!

Schlagt nieder die Rebellenbrut

Ersäuft das Lumpenpack im Blut!

Die Kosten wird man allzumalen

Mit indirekten Steuern zahlen.»

So quietschen sie nach Noten,

Die mut’gen Patrioten.

Mit Knöpfen in den Zungen

Und ausgeheulten Lungen

Erlebten endlich sie den «Sieg»

So hat der schlimme «Bürgerkrieg»

Gar manchem Qual beschieden

Und auch Hämorrhoiden. –

Und dieser Sieg gefoppter Bauern

Mag eine Weile dauern.

Doch der Ideen Siegeslauf,

Den halten keine Knüppel auf,

Vor unsres Geistes Bajonetten

Kann sich kein Spiesser retten.

Kein Pulver hilft da und kein Blei,

Noch schimmernd Gold, noch Klerisei.

Einst wird auf feur’gen Sohlen

Sie doch der Teufel holen. P.B.

 Des Spiessers Angst. Peter Bratschi

Zur Erinnerung an den Landesstreik am 12. und 13. November 1918.

Das Gedicht als Nachricht in einer Zeitung

Unruhen in Zürich und im Lande – Zur Lage nach dem Generalstreik

Zürich, November 1918. –
In den vergangenen Tagen herrschte in unserer Stadt und in mehreren Landesteilen eine gespannte und von mancherlei Gerüchten durchsetzte Stimmung.
Aus den sogenannten Katakomben Zürichs, wie man die Versammlungsorte der Arbeiterschaft im Volksmund nennt, verlautete von gefährlichen Umtrieben und gar von Bomben, die im Verborgenen bereitet würden.
Es hiess, die Revolution stehe unmittelbar bevor.

Der Bundesrat, in Sorge um die öffentliche Ordnung und die Sicherheit des Vaterlandes, sah sich genötigt, ein Truppenaufgebot zu erlassen.
Dieses Vorgehen, das von der überwiegenden Mehrheit der Bürgerschaft mit Erleichterung aufgenommen wurde, traf bei einzelnen Kreisen auf Unverständnis.
Die Regierung des Kantons Zürich begab sich, angesichts der drohenden Entwicklung, in die Kasernen, wo sie unter militärischem Schutz die weiteren Massnahmen beriet.

In der Bevölkerung mischten sich Furcht und Tatendrang.
Manch ängstlicher Bürger zog es vor, sein Geld vorsorglich von der Bank zu holen und sicher zu verwahren.
Erst das Erscheinen der Truppen brachte wieder Zuversicht und Ruhe in die Stadt.
Allenthalben ertönte der Ruf: «Es lebe der Bundesrat! Die Armee hat uns Schutz gewährt!»

Die Ereignisse, die mancherorts zu unerfreulichen Ausschreitungen führten, dürfen uns Mahnung sein, wie rasch aus Missverständnissen Gewalt werden kann.
Das Schweizer Volk hat den inneren Frieden stets als sein höchstes Gut betrachtet; es ist zu hoffen, dass die jüngsten Wirren als warnendes Beispiel dienen.
Denn Gedanken, mögen sie noch so hitzig sein, lassen sich nicht mit Gewalt unterdrücken – wohl aber durch Vernunft und gegenseitiges Vertrauen zügeln.